In der Traditionellen Chinesische Medizin werden das Pulstasten und die Zungen-Betrachtung zum Feststellen eines Disharmonie-Musters angewandt. Sie sind das A und O auf dem Weg zur genaueren Diagnosestellung und geben wertvolle Hinweise für ein individuelles Behandlungskonzept. TCM unterscheidet wesentlich mehr Pulse (28) und kennt viel mehr Zungenbilder als die westliche Medizin.
Der Puls wird vom Therapeuten an drei Stellen und in drei Tiefen an den beiden Handgelenken des Patienten gleichzeitig getastet. Der Patient sitzt oder liegt dabei auf dem Rücken. Morgens ist die beste Zeit, da noch ein ruhiger Qi-Blut-Zustand besteht.
Die Art des Pulses wird in drei Tiefen (Hautoberfläche, mittlere und tiefe Ebene) ermittelt und alles dokumentiert. Erfasst werden Frequenz, Volumen, Rhythmus und Form der Pulse. Damit werden
Leere (Mangel), Fülle oder verschiedene Disharmonien in den entsprechenden Organen unterschieden.
Den verschiedenen Pulspositionen werden die unterschiedlichen Organe zugeordnet:
Der Puls ist abhängig von Konstitution, Geschlecht, Jahreszeit, Region und sogar Tageszeit. Jedoch zeigen sich bei gesunden Menschen folgende Puls-Eigenschaften:
Die Zunge ist ein Organ mit vielen uns bekannten Aufgaben. Sie ist aber ebenso eine Abbildung des Körpers, ein sogenanntes Somathotop (ebenso wie die Handfläche, die Fußsohle, wie die Ohrmuschel, das Gesicht, die Iris ). Für Kenner kann sie auch Spiegelbild der Seele sein. Die Zunge ist intensiv sowohl mit dem Gehirn (über vier Nerven) als auch mit inneren Organen verbunden. Sämtliche Veränderungen in Farbe, Form und Belag können auf Störungen im Organismus hinweisen.
Der Patient wird gebeten, mehrere Male die Zunge mal „locker rauszuhängen“, mal „weit auszustrecken“, mal die Zungenspitze an den Gaumenboden zu drücken. Es ist schon etwas ungewöhnlich für die Meisten von uns, denn das Zungenaustrecken wird als etwas durchaus „Intimes“ empfunden. Die Abhilfe kann ein kleiner Spiegel schaffen, das ich gerne benutze, um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken und gleich dem Patienten etwas zu zeigen oder erklären.
Vor der Zungendiagnostik sollte der Patient auf das Zungenbürsten ca. 1 Woche lang verzichten, sowie auf das Trinken und Essen der stark färbenden Getränke (z. B. Schwarztee) oder Lebensmittel
(z. B. rote Beete) am Tag der Untersuchung. Auch das unmittelbare vorherige Rauchen oder Kaffeetrinken können das Zungenbild verändern.
An der Zungenspitze beginnend: Herz, dahinter auf der Mittellinie der Reihe nach: Lunge, Milz, Magen, Harnblase, Niere.
Bei Ansicht im Spiegel: rechts vom Magenbereich ( ca. Zungenmitte) liegt die Gallenblase, links die Leber, rechts zwischen Harnblase und Niere der
Dünndarm, links der Dickdarm.
Zur Bewertung der Zunge werden ihre Oberfläche, Größe, Form, Spannkraft und Beweglichkeit sowie die Unterseite, hier besonders die Venen (Blutgefäße) herangezogen. Die Zunge eines gesunden
Menschen ist gleichmäßig blassrosa, leicht feucht glänzend, oft mit einem weißlich-klaren Belag überzogen und ohne Zahneindrücke.
Beide dieser Methoden benutze ich sehr gerne in meiner täglichen Praxis und empfehle sie allen, die Wert auf ein individuelles Behandlungsschema legen.
(Mein Tipp: Mehr zum Thema „Zungendiagnostik“ erfahren Sie bei Interesse in den Büchern von Barbara Kirschbaum oder Hans-Dieter Bach oder zum Thema
„Pulsdiagnose“ von Franz Thews oder Heping Yuan)